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Tragen eines Kopftuches

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Menschen ihr Heimatland verlassen. Zum Beispiel kehren Menschen ihrer Heimat den Rücken auf Grund der Familie, wegen des Berufs, der wirtschaftlichen Lage oder aufgrund anderer Gegebenheiten. Aber ebenfalls weil sie auf ein besseres Leben hoffen. Auch wenn man nach Jahren für einen Besuch zurückkehrt, kann es Veränderungen geben. Dazu wurde von uns eine Kurzgeschichte verfasst aus der Sicht eines Mädchens, welches nach langer Zeit in ihr Heimatland zurückkehrt und mit Verblüffung Änderungen feststellt.

Zum ersten Mal seit langer Zeit war ich zurück in meinem Heimatland Iran. Beim letzten Besuch war ich noch ziemlich klein und deshalb konnte ich mich an kaum etwas erinnern. Meine Mutter hatte mir aber erzählt, dass meine Tante damals festgenommen wurde. Bis heute wusste ich nicht einmal wieso, aber zum Glück war sie jetzt nicht mehr gefangen. Genauere Fragen dazu hatte ich nie gestellt, da ich mich um ehrlich zu sein, nicht getraut hatte.
“Barania, wenn wir da sind musst du ein Kopftuch tragen. Das ist wichtig. Man darf keine Strähne sehen, also pass gut auf.”, sagte meine Mutter unruhig. Das überraschte mich, weil ich mich nicht an so eine Regel erinnern konnte. Vielleicht lag es daran, dass ich nun älter war als damals. Das machte mich nervös, da meine Mutter so besorgt und ernst schien.
“Was passiert, wenn man meine Haare sieht?”, fragte ich sie ängstlich, doch sie antwortete nur: “Das will ich mir gar nicht vorstellen.” Mein Vater sah zu mir rüber und flüsterte mir schließlich zu, dass meine Tante deshalb verhaftet wurde. Ich fragte mich warum.

Als wir ankamen, hatte ich schon ein Kopftuch auf und meine Mutter schaute immer wieder, ob nicht doch eine Strähne heraus blickte. Ich wollte nicht ins Gefängnis oder dass irgendetwas Schlimmes passierte. Ich fühlte mich so eingeengt wie eine Gefangene. Um mich herum sah ich einige Mädchen in meinem Alter und sie trugen alle ein Kopftuch. Andauernd liefen Menschen an mir vorbei und starrten mit strengen Blicken auf mich hinab.
“Hoffentlich sieht man meine Haare nicht.”, dachte ich nur. Den Aufenthalt konnte ich schwer genießen, weil ich mich die ganze Zeit über um mein Aussehen sorgen musste. Ob die anderen Mädchen wohl gerne ein Kopftuch trugen? Ich hatte es jedenfalls nicht so gerne auf. Vorallem nicht, wenn es sich so gezwungen anfühlte. Wenn man sich nicht ständig vor der Polizei fürchten muss, fühlt sich das Tragen eines Kopftuches bestimmt viel freier an. Warum durfte man nicht selbst entscheiden?

Später trafen wir meine Tante. Ich wollte von der Geschichte hören, warum sie ins Gefängnis musste, aber sobald ich davon zu sprechen begann, rumpelte meine Mutter mich kurz an und sagte, dass es besser wäre, wenn ich dieses Thema ihr gegenüber nicht anspreche. Die Erfahrung war für meine Tante natürlich nicht so schön.

In unserer Unterkunft kam meine Mutter zu mir: “Entschuldigung, dass ich dich aufhalten musste. Deine Tante regt sich auf, wenn es um die Verhaftung geht. Ich wollte nur verhindern, dass das alles wieder aufgewirbelt wird.” “Was ist damals geschehen?”, fragte ich neugierig, aber trotzdem zurückhaltender. “Deine Tante und ich gingen eines Abends spazieren. Wir wanderten eine Weile umher bevor wir von unseren Großeltern zurück nach Hause mussten. Dann kamen Polizisten auf uns zu und fragten meine Schwester, warum sie ihr Kopftuch nicht richtig aufhatte. Ein paar kleine Strähnen lugten hervor und uns war das bis zu diesem Augenblick gar nicht aufgefallen, doch die Polizisten duldeten keine “Ausreden” und nahmen sie mit. Unsere Eltern waren entsetzt, denn die Regeln waren viel zu streng. Versteh das nicht falsch, wir trugen alle gerne ein Kopftuch. Das tun wir auch heute noch, aber ich werde niemals das Bild vergessen, als diese Männer meine Schwester so grob an ihren Ärmchen wegzogen. Ich möchte nicht das dir so etwas geschieht. darum sind wir nach deiner Geburt umgezogen und sie mich an: Ich habe nie aufgehört ein Kopftuch zu tragen. Es ist ein Teil meines Glaubens. Nur diese Leute wollen auf einen dabei viel Druck ausüben. Sie war damals noch so jung.” Ich stand auf und schloss meine Mutter in die Arme während sich Tränen in ihren Augen bildeten.

Nachdem wir wieder Zuhause waren fühlte ich mich irgendwie anders. Vorher hatte ich nicht geahnt, was auf mich zu kam und nun wusste ich so viel und habe meine Familie endlich mal wiedergesehen. “Soll ich dir dein Kopftuch abnehmen, Barania?” “Nein, danke. Ich möchte es weiter aufbehalten.”, antwortete ich meiner Mutter mit einem Lächeln. “Hier brauche ich mir ja keine Sorgen zu machen.”, fügte ich schließlich hinzu.

Ein Thema der Kurzgeschichte ist das Tragen eines Kopftuches, aber nicht nur in der Geschichte, sondern auch in der Realität. Einige Frauen in Deutschland tragen ein Kopftuch aus eigenen Willen oder kämpfen sogar darum, eines zu tragen, während manche es unfreiwillig auf haben. Das könnte daran liegen, dass zum Beispiel ihre Partner oder Familien möchten, dass sie ein Kopftuch tragen. Hierzu gab uns die Schülerin Porosha ein Interview. Sie berichtete von ihrem letzten Besuch im Iran. Letzten Sommer reisten Porosha und ihre Eltern in den Iran. Sie selbst war zum ersten Mal da, doch ein großer Teil ihrer Familie wohnt noch dort. Porosha erzählte, dass viele Sachen neu für sie waren, trotz dass sie Zuhause einige Traditionen, wie zum Beispiel einheimische Gerichte, noch weiter ausüben. “Ich trage selber kein Kopftuch und mag das auch nicht so, aber als ich im Iran war, musste ich ein Kopftuch tragen”, teilt Porosha uns nun mit. “Ich wäre sonst verhaftet worden und auch wenn man nur eine Haarlocke gesehen hätte, hätte die Polizei mich angehalten.” Für uns klingt das Alles unvorstellbar, im Iran ist es allerdings ein Teil des Alltags der Frauen und Mädchen. “Auf den Straßen wurden Mädchen in unserem Alter von Polizisten gestoppt und ich hatte immer Angst, dass man einen Teil von meinen Haaren sieht. Ich finde es traurig, so etwas mitzuerleben. Man bekommt oft mit, wie schrecklich die Situation dort ist, aber das so zu sehen, ist wirklich traurig.”, fuhr sie nun fort. “Es ist unglaublich zu hören, dass sogar kleine Kinder erschossen werden, nur weil sie kein Kopftuch tragen.” Porosha meinte, sie habe Angst um ihre Cousinen, da einige auch aus Protest ihre Kopftücher abnehmen und sie den Polizisten vors Gesicht halten. Die Folgen dafür sind beunruhigend und die Vorstellung, dass das der eigenen Verwandschaft passieren kann, ist noch beunruhigender. Sie persönlich findet, dass jeder für sich selbst entscheiden sollte, ob man ein Kopftuch tragen will oder eben nicht.

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