Shein, Primark, Zalando & Co. verbieten, regulieren oder dem Konsumenten überlassen?
Der Fast Fashion Markt boomt nach wie vor, obwohl der Klimawandel vor der Tür steht. Die Fast Fashion Industrie ist geprägt von niedrigen Einkommen und grausamen Arbeitsbedingungen. Darüber sind sich viele Verbraucher*innen nicht bewusst oder sie ignorieren es. Vielen Personen geht es darum, Kleidung zu tragen, welche den neusten Trends entsprechen. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Textilindustrie mehr CO2 Emissionen freisetzt als der Flugverkehr und Schifffahrt gemeinsam. Zudem lösen sich bei dem Waschen der Kleidung Fasern aus den Stoffen, welche bei einer mangelhaften Abwasserreinigung in Gewässer wie Flüsse und Meere gelangen und somit ebenfalls die Ozeane verunreinigen. Vor allem die Globalisierung ermöglichte den enormen Boom der Fast Fashion Industrie. Denn nur so konnte es ermöglicht werden, in enormer Geschwindigkeit Produkte zu konstruieren. Auf diese Weise ist es möglich, dass ständig neue Kleidung in Geschäften und Online Shops zu finden sind, in der sich Jugendliche ausdrücken können. Erschreckend ist der Fakt, dass ein Kleid, welches Kim Kardashian getragen hat, einige Stunden später in dem Online Shop Fashion Nova erhältlich war. Darüber hinaus unterstreicht der Online Shop Shein sehr stark die Notwendigkeit, die Textilindustrie umzustellen. Denn jeden Tag stellt Shein ungefähr 6000 neue Kleidungsstücke online und das zu sehr geringen Preisen.
Für viele Personen bedeutet neue Kleidung zu kaufen ebenfalls, ein besseres Wohlbefinden zu haben. Allerdings wird die Kleidung in vielen asiatischen Ländern produziert, wo die Menschen unter Arbeitsbedingungen arbeiten, welche für deutsche Verhältnisse unvorstellbar sind. Arbeitstage mit 75 Arbeitsstunden pro Woche, ohne Arbeitsvertrag und ohne Sozialleistungen sind für diejenigen Menschen leider der Standard.
Um den Fast Fashion Boom zu verlangsamen, sollte sich erstmal der einzelne Verbraucher oder die einzelne Verbraucherin überlegen, was er oder sie dazu beitragen könnte. Sinnvoll ist hierbei, darauf zu achten, aus welchen Fasern beispielsweise das T-Shirt besteht. Hanf und Leinen eignen sich als recht nachhaltige Faser aufgrund des geringen Wasserbedarfs beim Anbau der Pflanzen. Außerdem entsteht nur eine geringe Geruchsbildung. Dadurch kann Nachhaltigkeit erreicht werden, da damit selteneres Waschen und gleichzeitig ein geringerer Wasserverbrauch einhergeht. Dies führt zudem dazu, dass die Kleidung länger getragen werden kann.
Ist es aber eine Option unser Leben lang Hanf und Leinen zu tragen?
Alternativen wie selten getragene Kleidung weiterzuverkaufen oder gebrauchte Kleidung zu kaufen, gibt es ebenfalls. In den Innenstädten ist zu beobachten, dass es mit der Zeit immer mehr Läden gibt, in denen Second Hand Kleidung verkauft wird. Dies ist nicht unbedingt getragene Kleidung, sondern auch oft Kleidungsstücke, welche in Geschäften nicht verkauft wurden und schließlich aufgrund neuer Ware keinen Platz mehr in den Geschäften findet. Diese würde andernfalls entsorgt werden.
Empfehlenswert ist es, bei dem Kauf von Kleidung auf Siegel für fairen Handel zu achten, welche zur Orientierung dienen. Ein Beispiel dafür ist der Grüne Knopf, welches zu mehr Vertrauen und Aufklärung verschaffen soll. Dies ist ein staatliches Siegel für Kleidung, welche sozial und ökologisch tragbar produziert wurden. Somit ist nachhaltige Kleidung seit bereits einem Jahr leichter erkennbar. Unternehmen müssen dabei vom Staat gesetzte Kriterien erfüllen. Im Jahr 2020 wurden innerhalb von 6 Monaten insgesamt mehr als 50 Millionen Kleidungsstücke unter dem Grünen Knopf verkauft.
Das nachhaltige Label Lex & Julez aus Hannover ist sich sicher, dass der Endkonsument viel tun kann, auf der politischen Ebene aber dennoch einiges passieren muss, vor allem dort, wo ein hoher Einflussbereich und ausreichend Gelder vorliegen. Laut den Inhabern des nachhaltigen Shops werden Beförderungen an den falschen Ecken getätigt. Zudem ist es notwendig, dass es mehr kleinere Unternehmen gibt. Jedoch trauen sich viele Menschen nicht, diesen Schritt zu wagen, vor allem, weil diese zu wenig gefördert werden.
Die notwendige Umstrukturierung des Kleidungskonsums wurde bereits seitens der Politik in die Wege geleitet, indem das deutsche Lieferkettengesetz vorbereitet wird, welches so schnell wie möglich in Kraft treten soll. Es soll dazu dienen, die Menschenrechte derjenigen zu schützen, welche die Kleidung produzieren. Die Unternehmen, die die Verantwortung für das Einhalten der Menschenrechte entlang der Lieferkette tragen, sollen zudem Beschwerdemöglichkeiten anbieten sowie Berichte über die Kleidungsproduktion entgegennehmen. Das Gesetz soll ab 2023 in Kraft treten und für Unternehmen mit 3000 Beschäftigten gelten.
Konkret bedeutet das für mein eigenes Kleidungsstück, dass mehr Kontrolle darüber herrscht, wie die Kleidung produziert wird, vor allem in Bezug auf die Menschenrechte. Das Gesetz soll dazu dienen, dass die Menschen sicherer arbeiten können. In Bezug auf die Umwelt ist festgelegt, dass der Beschluss zum Umweltschutz beitragen soll, indem stark gesundheits- und umweltschädliche Chemikalien keine Verwendung mehr in der Textilindustrie finden sollen.
Darüber hinaus ist es dringend notwendig, mehr Bewusstsein in den Köpfen der Menschen zu generieren. Hilfreich wären dabei Informationsprogramme, welche einheitlich seitens der Politik festgelegt werden müssten. Im Zuge dessen wären Programme von Mitarbeitern in Organisationen sinnvoll, welche Schulen oder Universitäten besuchen und die Schülerinnen und Studentinnen über nachhaltige Kleidung, Alternativen und Fakten aufklären. Diese könnten ebenfalls betonen, wie viel die CO2-Emissionen zum Klimawandel beitragen.
Insgesamt müssen wir unseren Kleidungskonsum dringend verändern. Kauft mit nachhaltigen Siegeln gekennzeichnete Kleidung und unterstützt kleine Labels, welche die Kleidung so emissionsgering wie möglich produzieren! Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung muss von der Politik kommen, welche für mehr Aufklärungsprogramme bei jungen Menschen sorgen muss. Das Verabschieden des deutschen Lieferkettengesetzes muss ebenfalls so schnell wie möglich geschehen, um bei der gesamten Bevölkerung ein Zeichen der Notwendigkeit zu setzen, unseren Konsum zu überdenken.
Quellen:
https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/lieferkettengesetz-1872010
https://www.quarks.de/umwelt/kleidung-so-macht-sie-unsere-umwelt-kaputt/
https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/gruener-knopf-1665188
https://utopia.de/ratgeber/shein-fast-fashion-kritik/
https://endlichgruen.de/bewusster-konsum/shein-kritik/
https://www.harpersbazaar.com/fashion/designers/a26428007/kim-kardashian-leaking-fashion-nova-knockoffs/